
Im Sommer diesen Jahres sind 5 Jugendliche zum Weltjugendtag nach Lissabon gereist.
Von diesem "Glaubensabenteuer" und ihren Erfahrungen möchten Sie gern berichten und laden zu folgenden Veranstaltungen herzlich ein:
Am Donnerstag, 02.11.2023, wollen Jakob und Johanna Moos im Anschluss an die Abendmesse zu Allerseelen von ihren Erfahrungen berichten.
Auch am Sonntag, 12.11.2023, zum Kirchenkaffee werden Adrian von den Eicken und Hannes Kaufhold ihre Eindrücke schildern und mit uns ihre Erlebnisse teilen.
Sarah Alt, Gemeindereferentin
Interview mit Julia Scheitler aus Gräfentonna über ihre Reise und Teilnahme am Weltjugendtag
Sarah Alt: Liebe Julia, du bist 20 Jahre alt, wohnst in Gräfentonna und bist in der Lehre zur Erzieherin. Im Sommer hast du dich auf den Weg nach Lissabon zum Weltjugendtag gemacht. Was war für dich der Beweggrund, dich zur Reise zum Weltjugendtag nach Lissabon mit anzumelden?
Julia Scheitler: Ich war damals mit bei der Ministrantenwallfahrt in Rom und das war so schön. Damals habe ich viele neue Eindrücke und Erlebnisse gewonnen. So etwas wollte ich nochmal erleben. Daher habe ich mich angemeldet.
Sarah Alt: Wie war es dann für dich in Lissabon anzukommen: war es so, wie du es dir vorgestellt hattest? Haben sich deine Hoffnungen erfüllt? Hattest du Bedenken?
Julia Scheitler: Die Anreise lief wie erwartet: gut organisiert und komplikationslos. Als wir dann da waren und unsere Betreuer kennnengelernt haben, habe ich mich erkundigt, wie es sich mit der Essensversorgung von Allergikern verhält, da ich nicht alle Lebensmittel vertrage. Als der Betreuer mir sagte, dass darauf nicht geachtet wird, war ich baff. Das war für mich ein Schock. Ich dachte, ich würde dann kein Essen erhalten. Es war so schlimm, dass ich in der Nacht nicht schlafen konnte und weinend in meinem Schlafsack lag. Ehrlich, ich wollte nur noch nach Hause, in meine gewohnte Umgebung zurück, meine Ruhe haben und Nahrungsmittel essen, die ich vertrage. Leider hat sich die Essensproblematik in den nächsten Tagen kaum verbessert, da die von den Restaurants gepackten Lunchpakete nicht gerade „allergikerfreundlich“ waren. Zum Glück haben wir dann doch noch etwas ausfindig gemacht, wo es auch für mich Essen gab und dann haben wir jeden Tag dort gegessen. So konnte ich dann auch sicher sein, dass ich das Essen vertrage und musste mir darum keine Sorgen mehr machen. Überrascht haben mich auch die Menschenmassen. Zur internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom war es auch sehr voll, aber hier auf dem Weltjugendtag in Lissabon waren es so viele mehr! Am Anfang empfand ich das als erschreckend. Doch auf der anderen Seite waren auch die Erfahrungen des gemeinsamen Betens wirklich toll und bereichernd.
Sarah Alt: Wie hast du die Stimmung sonst so vor Ort erlebt? Was hat dich am meisten begeistert?
Julia Scheitler: Die Stimmung war richtig gut. Ständig und überall hat man feiernde und allgemein sehr freundliche Menschen getroffen. Dabei spielte die Nationalität gar keine Rolle. Überall kam man ins Gespräch miteinander und hat viele Kontakte geknüpft. Einmal haben wir auch alle zusammen „Jesus Christ“ gesungen, das war eine ganz tolle Erfahrung und einfach sehr schön.
Sarah Alt: Gab es ein besonders berührendes Ereignis/ Erlebnis, bei dem du den Geist Gottes bzw. seine Nähe auch direkt spüren konntest? Wie hast du das empfunden?
Julia Scheitler: Ich habe die Kreuzwegandacht am berührendsten erlebt. Sie wurde sehr gut schauspielerisch umgesetzt und war sehr bewegend. Auch die Kurzfilme mit Zeugnissen von Menschen, denen etwas unfassbares widerfahren ist, sind mir nahe gegangen. Es hat mich so sehr berührt, dass ich zeitweise Gänsehaut hatte. Ich habe einfach mitgefühlt, wie Jesus sich damals gefühlt haben muss – das hat mir selbst einen neuen Zugang dazu eröffnet.
Sarah Alt: Neben dem vielen Schönen und Positiven: Gab es auch Dinge, auf die du persönlich hättest verzichten können? Was lief mies?
Julia Scheitler: Eigentlich nur die Sache mit dem Essen…
Sarah Alt: Julia, inzwischen ist etwas Zeit vergangen, das erlebte liegt Wochen bzw. schon wieder mehrere Monate lang zurück: Was blieb dir zusammenfassend vom Weltjugendtag in Erinnerung? Was hast du darüber hinaus auch für deinen persönlichen Glauben vom Weltjugendtag mit nach Hause gebracht?
Julia Scheitler: Auf alle Fälle das schöne Wetter! In mir kam der Gedanke auf, eventuell auszuwandern, weil ich das Wetter und die Atmosphäre in Lissabon lieben gelernt habe. Zudem sind die Menschen immer sehr freundlich gewesen und auch Lissabon als Stadt hat mir sehr gut gefallen. Auch an viele Begegnungen und auch an die Andachten mit Papst Franziskus erinnere ich mich gern zurück. Direkt nach der Reise war ich sehr gesättigt von den vielen Menschen, Eindrücken und Erlebnissen und sagte, ich könne mir nicht vorstellen, nochmals an einem Weltjugendtag teilzunehmen. Jetzt, mit etwas Abstand zu den Erfahrungen kann ich sagen, dass aber deutlich die positiven Erinnerungen überwiegen und dieser Aspekt immer mehr verblasst und auch der Gedanke, nicht vielleicht doch nochmal mitzufahren, ist schon aufgeploppt.
Für meinen Glauben habe ich mitgenommen, dass es unglaublich viele Christen gibt, die alle Gemeinschaft suchen. Sowohl das gemeinsame Gebet als auch die Unterhaltungen haben mir aufgezeigt, dass beides Wege sind, sich gegenseitig im Glauben zu stärken. So habe ich mir vorgenommen, dies auch in Zukunft selbst stärker zu tun. Mich mit ihnen über ihren Glauben austauschen und tiefer mit ihnen ins Gebet eintauchen.
Sarah Alt: Liebe Julia, ich danke dir ganz herzlich, dass ich dieses Interview mit dir führen konnte und dass du durch eine offene Art uns so einen Anteil an deiner Weltjugendtagsreise gegeben hast. So konnten wir ein Stück weit dieses Glaubensabenteuer mit dir gemeinsam erleben -bequem von zuhause aus. Für deine angesprochenen Vorhaben wünsche ich dir viel Mut und Stärke und Gottes reichen Segen!