Eine 59jährige Geschichte geht am 5. Oktober 2024 in Ebeleben zu Ende. An diesem Tag wird um 16:00 Uhr der letzte Gottesdienst in der Marienkirche gefeiert. Für alle noch lebenden Gemeindemitglieder in Ebeleben ist das ein sehr emotionales Ereignis. Teilweise lebt die Aufbaugeneration noch. Sie haben viel eigenes Engagement in all die Jahre gelegt mit allem, was dazu gehört. Immer wurde die Kirche noch komplettiert, ob Kreuz- und Osterweg, 1993 Orgel oder die Glocke, die 2001 aufgestellt wurde. Immer wieder gab es Punkte zur großen Freude, nun der Rückbau. Für mich, als Pfarrer, ist das auch nicht leicht, weil ich weiß, dass Ebeleben nicht das Ende eines Prozesses bedeutet. Langula, Horsmar und Höngeda wurden bereits in meiner Zeit als Gottesdienstorte aufgegeben und nun Ebeleben mit Kirche und einem großen Pfarrhaus. Nun soll noch etwas aus der Chronik von Ebeleben zitiert werden, um die sich Frau Doris Menzel gekümmert hat.
Die Gründung einer Seelsorgstelle in Ebeleben
Mit der Vertreibung des katholischen Pfarrers 1544 im Zuge der Reformation erlosch auch das ewige Licht in der Kirche von Ebeleben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren polnische Landarbeiter der Domäne Ebeleben die einzigen Katholiken in dieser Gegend. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es dann bereits einige wenige Katholiken, die aber von Sondershausen mit betreut wurden. Durch die Westevakuierten aus dem Rheinland wuchs die Zahl der Katholiken während des zweiten Weltkrieges und es wurde sogar die evangelische Kirche für die Gottesdienstfeier zur Verfügung gestellt. Mit den großen Flüchtlingsstrom kam auch im Herbst 1946 Pater Ludwig Bogdanski, ein Franziskanerpater, nach Ebeleben. Die neu entstandene Seelsorgstelle betreute 3.000 katholische Umsiedler, davon 800 in Ebeleben und 400 in Schernberg und die anderen 1.800 in 13 weiteren Dörfern. Ein Höhepunkt im Kirchenjahr war die Feier des Fronleichnamsfestes im Schlosspark von Ebeleben, sowie auch im Herbst 1949 die erste Firmung durch unserem Bischof Bolte mit über 200 Firmlingen.
Eine Kirchengemeinde auf "Wanderschaft"
Die junge Kirchengemeinde Ebeleben sollte noch einen weiten Weg bis zum eigenen Gotteshaus gehen. Durch auftretende Spannungen war die katholische Gemeinde bald gezwungen, die evangelische Kirche zu verlassen. Vorerst wurde nun der Gottesdienst auf dem Saal der Gaststätte „Thüringer Hof“, später auf dem Saal des Ratskellers gefeiert. Die Gemeinderäume und die Pfarrküche befanden sich im Haus Markt 17 (heute 18). Im Juli 1948 zog die Berufsschule aus den Räumen des Hauses Markt 27 aus und da die politische Gemeinde außerdem Gemeinderaum und Pfarrküche für Wohnzwecke benötigte, wurden der katholischen Kirchengemeinde die nun freien Räumlichkeiten des Hauses Markt 27 angeboten. Hier hatte man nun Kapellenraum, Unterrichtsraum und Pfarrbüro mit Küche und Wohn/ Schlafraum unter einem Dach. Der Pachtvertrag mit der Stadt sicherte zu, dass die katholische Gemeinde bis zum Bau einer neuen Kirche in diesen Räumen bleiben konnte. Am Fest “Maria Immaculata“, am 08.12.1948, wurde die „Kapelle“ von Prälat Negwer eingesegnet.
Ein Traum wird Wirklichkeit
1963, mit den Plänen der Stadt, die Mieträume der Kirchengemeinde im Markt 27 in Wohnraum umzubauen, rückte der Gedanke an ein eigenes Gotteshaus wieder in greifbare Nähe. Wollte noch im Januar 1964 der Rat der Stadt das Erdgeschoß des umstrittenen Hauses in der Sondershäuser Str. 14 zum Ausbau eines „Betsaales“ zur Verfügung stellen, war schon im März vom Bau einer Kapelle in Form einer Baracke im Garten des selben Grundstückes die Rede. Natürlich ohne Glockenturm und von der Straße nicht sichtbar - das war Bedingung. Nach vielen bürokratischen Hürden konnte dann am 22. November 1964 der erste Spatenstich erfolgen. Jetzt konnte nur noch der Frost den großen Eifer bremsen, der sich nach Fertigstellung der Fundamente einstellte.
Im Frühjahr 1965 wurde dann mit Elan und Gottes Segen weiter gebaut und auch Spaß und Freude dabei nicht vergessen.
Neues Gotteshaus in Ebeleben
Ein Bericht des Pfarrers, der den Kirchbau als Pfarrer begleitet hat:
Meinolf Dunkel, *4. April 1934 in Mühlhausen, + 24. April 2020 in Beuren
„Es war ein Tag besonderer Freude für die Katholiken der kleinen Diasporagemeinde Ebeleben in Thüringen, als am 22. August 1965 Weihbischof Aufderbeck aus Erfurt ihre neue Kirche einweihte.
Über 20 Jahre waren sie – zumeist Umsiedler – von einer armseligen Notkapelle zur anderen gewandert: vom Wirtshaus in die Mietwohnung und schließlich in die Turmhalle.
Nur so wird der große Eifer verständlich, mit dem sie alle am Aufbau „ihrer“ Kirche mithalfen, als nach langen und schwierigen Verhandlungen die Genehmigung zum Neubau gegeben wurde. 5000 freiwillige Arbeitsstunden und ca. 15.000 MDN-Spenden zeugen von ihrer Einsatzbereitschaft, die auch die kurze Bauzeit von 9 Monaten ermöglichte.
Keine Baufirma brauchte beansprucht werden; ein Maurer aus der Gemeinde übernahm die Bauaufsicht, und unter Leitung von Herrn Willi Wurach (Heiligenstadt) und nach dessen Plänen entstand ein helles, modernes Gotteshaus, das einen Gottesdienst nach den neusten liturgischen Vorschriften erlaubt.
Die Kirche selbst hat 150 Sitzplätze, die auf 250 erweitert werden können durch Einbeziehung des hinter der Kirche liegenden Gemeinderaumes, der durch eine Harmonika-Schiebetür von ihr getrennt ist.
Dem spürbaren Segen Gottes, der Einsatzfreudigkeit der ganzen Gemeinde und dem dankenswerten Entgegenkommen der verschiedenen Handwerksbetriebe und so mancher verborgenen Helfer ist dieses so schnell entstandene Gotteshaus zu verdanken.
Möge die Gottesmutter, der dieses Haus geweiht wurde, allen Mitarbeitern und Wohltätern, allem, die hierher kommen und beten, Fürsprecherin und Weg sein zu Christus, ihrem Sohn, der Sein Zelt aufgebaut hat unter den Menschen.“
Pfarrer Andreas Anhalt